LIBOR-Ablösung: mit dem SARON bleibt fast alles gleich

23.06.2022 Eye Icon ca. 3 Minuten

Bis Ende 2021 galt in der Schweiz der LIBOR als Referenzzinssatz für Geldmarkt-Hypotheken. Seit dem 1. Januar 2022 ist er und damit auch die LIBOR-Hypothek endgültig Geschichte. An seine Stelle sind der SARON und die Flex/SARON-Hypothek getreten. Grund für seine Abschaffung war seine Manipulierbarkeit.

Was bedeutet LIBOR?

Geldmarkt-Hypotheken sind eine beliebte und oft gewählte Alternative zur Festhypothek. Ihre Laufzeit beträgt in der Regel zwischen einem und drei Jahren und ihr Zins wird alle drei oder sechs Monate angepasst, und zwar einem Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld ausleihen.
 
In der Finanzwelt gibt es verschiedene solche Zinssätze. Sie kommen in einer Vielzahl von Finanzierungsprodukten wie zum Beispiel Hypotheken zum Einsatz. Zu den wichtigsten gehörten die so genannten Interbanken-Angebotszinssätze (Englisch: "Interbank Offered Rate", kurz IBOR). Sie wurde täglich für bestimmte Währungen und Laufzeiten berechnet und publiziert.
Die IBOR bezogen sich dabei auf den unbesicherten Geldmarkt, also auf Kreditgeschäfte, die auf Vertrauen basieren - nach dem Prinzip "Geld gegen Bonität".
Der LIBOR (London Interbank offered Rate) war einer der bekanntesten IBOR. Er war auch für den Schweizer Hypothekenmarkt zentral. Bis Ende 2021 wurde er hierzulande als Referenzzinssatz für Geldmarkt-Hypotheken herangezogen - deshalb der Name LIBOR-Hypothek. 
Am 1. Januar 2022 wurde er endgültig vom SARON («Swiss Average Rate Overnight») abgelöst. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Zinssatz für Kreditgeschäfte zwischen Finanzinstituten.

Zu unzuverlässig und unstabil

Der Grund für die Ablösung des LIBOR war seine manipulationsanfällige Berechnungsmethode: Eine kleine Gruppe von 11 bis 16 Banken - so genannte Panelbanken - übermittelten täglich den Zins, zu dem sie am Interbankenmarkt Kredite in einer bestimmten Währung und für eine bestimmte Laufzeit hätten aufnehmen können. Er basierte also nicht auf tatsächlich abgewickelten Transaktionen, sondern lediglich auf Einschätzungen dieser relativ kleinen Bankengruppe. 
 
2012 kam heraus, dass in den USA einige Finanzinstitute untereinander Absprachen getroffen und jahrelang frei erfundene, zu hohe Zinssätze übermittelt hatten. So konnten sie von ihren Hypothekar-Kunden einen höheren Zins verlangen.  

Ausserdem war nach der Finanzkrise von 2008 bis 2009 die Liquidität auf den unbesicherten Interbanken-Finanzierungsmärkten zurückgegangen. Das hatte einen zusätzlichen Vertrauensverlust zur Folge.

2013 überprüfte das "Financial Stability Board" FSB (eine Organisation zur Überwachung des globalen Finanzsystems) alle wichtigen Referenzzinssätze und kam zum Schluss, dass IBOR grundsätzlich zu wenig stabil und zuverlässig seien. 

Daraufhin teilte die britische Finanzaufsichtsbehörde mit, den LIBOR für den Schweizer Franken und eine Reihe anderer Währungen per Ende 2021 einzustellen. Eine Ablösung durch alternative Referenzzinsätze (Alternative Reference Rates, ARR) wurde notwendig.

Als Alternative für die Schweiz legten die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Schweizer Börse SIX den SARON fest. Sein Vorteil: Er basiert nicht auf blossen Schätzungen oder Abmachungen von einem knappen Dutzend Banken, sondern auf tatsächlich getätigten Transaktionen von bis zu 160 Banken und Versicherungen. Im Schnitt fliessen zur Berechnung des SARON täglich 110 effektive Zinssätze ein. Das macht den SARON viel stabiler und fairer als den LIBOR. Manipulationen sind beim SARON und den entsprechenden Hypotheken nicht möglich.

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FAQ

Was bedeutet die LIBOR-Ablösung für Hypothekarkunden?

Der SARON wurde bereits 2009 von der SNB entwickelt, er ist also nicht neu. In den vergangenen Jahren hat er sich stets auf etwa demselben Niveau wie der LIBOR bewegt. Die meisten Experten erwarten, dass dies zumindest mittelfristig so bleiben wird. Für Kunden, die ihre Hypothek noch zu LIBOR-Zeiten abgeschlossen haben, hat die Umstellung bisher kaum spürbare Veränderungen mit sich gebracht.

Wo finde ich mehr Informationen zum Thema Referenzzinssätze?

Detaillierte Informationen finden Sie auf der Website der Schweizerischen Nationalbank unter dem Thema "Schweizer Referenzzinssätze" oder unter "Nationale Arbeitsgruppe für Referenzzinssätze in Franken".

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