GEAK: alles über den Gebäudeenergieausweis der Kantone
Wollen Sie wissen, ob Ihr Haus unnötig Energie verheizt und wie Sie dessen Energieeffizienz steigern können? Ein Gebäudeenergieausweis (GEAK) beantwortet Ihnen diese und weitere wichtige Fragen. Zum Beispiel auch, ob und wie viel staatliche Unterstützung Sie für eine energetische Sanierung bekommen würden und wie Sie diese am besten angehen.

Was ist ein GEAK?
Der Gebäude-Energie-Ausweis der Kantone ist ein vierseitiges Dokument, das den energetischen Ist-Zustand eines Gebäudes beschreibt und bewertet. Er enthält Angaben zum Energieverbrauch der Immobilie sowie allgemeine Vorschläge für die energetische Optimierung. Schweizweit gelten dieselben Kriterien und Berechnungsmethoden, was eine optimale Vergleichbarkeit der zertifizierten Gebäude ermöglicht. Das Dokument dient ausserdem als Planungsgrundlage für energetische Sanierungen und gehört zusammen mit dem Minergie-Label zu den wichtigsten Baustandards zur Reduktion des CO₂-Ausstosses von Gebäuden. Dessen Erstellung ist ausschliesslich zertifizierten GEAK-Expert:innen (Energieberater:innen) vorbehalten.
Drei Einflussfaktoren
Die zentrale Frage bei einer Bewertung lautet: Wie viel Heizenergie benötigt das Gebäude bei Standardnutzung und woher kommt diese Energie? Konkret werden drei Merkmale des Gebäudes bewertet, die alle eng miteinander verknüpft sind:
1. Effizienz der Gebäudehülle
Hier werden folgende Aspekte geprüft:
- Wärmedämmung von Wand, Dach, Böden und Fenstern
- Allfällige Wärmebrücken wie Balkone
- Gebäudeform
Die Gebäudehülle ist der massgebende Faktor für das zweite Bewertungsmerkmal: die Gesamt-Energieeffizienz des Hauses.
2. Gesamt-Energieeffizienz
Hier werden folgende Faktoren herangezogen:
- Heizwärmebedarf
- Strombedarf
- Gebäudetechnik
- Art der genutzten Energiequellen
- Allfällige Eigenstrom-Produktion
Je nachhaltiger die eingesetzten Energiequellen, desto besser fällt die Bewertung hier, aber auch beim dritten Bewertungsmerkmal aus: den CO₂-Emissionen.
3. Direkte CO₂-Emissionen
Hier wird der effektive direkte CO₂-Ausstoss für die Produktion von Raumwärme und Warmwasser berechnet. Er ist abhängig davon, wie viele erneuerbare Energien respektive fossile Brennstoffe genutzt werden.
7-stufige Bewertungsskala
Das Resultat dieser drei Bewertung wird schliesslich auf einer Skala mit 7 Klassen, der so genannten Energieetikette festgehalten. Sie gleicht der Skala zur Bewertung von Haushaltgeräten: A entspricht dem besten, G dem schlechtesten Wert. Zur Orientierung: Ein Neubau muss in der Schweiz die Werte erfüllen, die der Klasse B entsprechen.
Was bedeuten die Bewertungen A bis G konkret? Hier eine Übersicht:
Effizienz Gebäudehülle | Effizienz gesamt | Direkte CO₂-Emissionen | |
A | Hervorragende Dämmung, Fenster mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung | Hocheffiziente Gebäudetechnik, effiziente Beleuchtung/Geräte, Nutzung erneuerbarer Energien, Eigenstromerzeugung | Keine Emissionen |
B | Sehr gute Dämmung (gesetzlicher Standard für Neubauten) | Effiziente Gebäudetechnik (gesetzlicher Standard für Neubauten), Nutzung erneuerbarer Energien | Sehr geringe Emissionen (z. B. nur bei Spitzenlastabdeckung) |
C | Umfassend sanierter Altbau | Umfassend sanierter Altbau, meist Nutzung erneuerbarer Energien | Geringe Emissionen (z. B. fossile Heizung, aber sehr gute Dämmung) |
D | Altbau mit guter Dämmung, verbleibende Wärmebrücken | Weitgehend sanierter Altbau, keine oder nur teilweise Nutzung erneuerbarer Energien | Erhebliche Emissionen (z. B. fossile Energie, mangelhafte Hülle) |
E | Altbau mit nachträglich verbesserter Dämmung, neue Wärmeschutzverglasung | Teilsanierter Altbau (z. B. neue Wärmeerzeugung), evtl. neue Geräte/Beleuchtung | Viele bis sehr viele Emissionen (z. B. fossile Heizung, sehr mangelhafte Hülle) |
F | Teilweise gedämmtes Gebäude | Gebäude mit einzelnen neuen Komponenten (z. B. Gebäudetechnik, Beleuchtung) | |
G | Altbau ohne oder mit mangelhafter Dämmung, grosses Verbesserungspotenzial | Altbau mit veralteter Gebäudetechnik, fossile Energien, grosses Verbesserungspotenzial |
Quelle: geak.ch
Der GEAK Plus mit Beratungsbericht
Neben dem «normalen» Ausweis gibt es auch den GEAK Plus. Er enthält neben der Bewertung einen ausführlichen Beratungsbericht mit konkreten Vorschlägen für eine energetische Sanierung:
- Auf das Gebäude bezogene Massnahmenliste zur Optimierung der Energieeffizienz
- Mehrere Umsetzungsvarianten – vom minimal notwendigen Massnahmenpaket bis hin zur umfassenden Modernisierung nach Minergie-Standard
- Sinnvolle Etappierung der Sanierungsarbeiten
- Schätzung der Investitionskosten und künftigen Unterhaltskosten
- Schätzung der künftigen Betriebskosteneinsparungen
- Berechnung allfälliger staatlicher Förderbeiträge
- Beratung bei Auswahl und Umsetzung der Massnahmen
In einigen Kantonen ist ein GEAK Plus Voraussetzung für die Vergabe von Fördergeldern.
Wie viel kostet ein GEAK?
Eine Standardausführung kostet ungefähr CHF 450.– bis CHF 650.– für ein Einfamilienhaus und zwischen CHF 500.– und CHF 800.– für ein Mehrfamilienhaus. Der GEAK Plus kostet ca. CHF 1’400.– bis CHF 2’100.– für ein Einfamilienhaus. Der Preis für ein Mehrfamilienhaus ist vollkommen abhängig von der Grösse und Komplexität des Objekts.
Allerdings gibt es keine festen Preise. Die Expert:innen erstellen ihr Angebot spezifisch für ein Objekt. Es empfiehlt sich, mehrere Angebote einzuholen und zu vergleichen.
Finanzielle Unterstützung für GEAK Plus
Die meisten Kantone übernehmen einen Teil der Kosten für einen GEAK Plus. Die Voraussetzung dafür kann aber sein, dass eine der vorgeschlagenen Optimierungsvarianten aus dem Bericht tatsächlich umgesetzt wird. Hier eine Übersicht über die Fördergelder für den GEAK Plus:
Kanton | Förderung für EFH | Förderung für MFH und andere Gebäudekategorien |
Aargau | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Basel-Landschaft | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Basel-Stadt | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Bern | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Freiburg | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Genf | CHF 750.– | CHF 1’500.– |
Glarus | CHF 50.– bis CHF 155.–/m2 Energiebezugsfläche (EBF) | |
Luzern | CHF 800.– | CHF 1’100.– |
Nidwalden | CHF 1’500.– | CHF 1’500.– |
Obwalden | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Schaffhausen | 50% (max. CHF 1’000.–) | 50% (max. CHF 2’000.–) |
Schwyz | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Solothurn | 50% (max. CHF 1’100.–) | 50% (max. CHF 1’800.–) |
Tessin | CHF 500.– für GEAK Plus CHF 200.– für GEAK |
|
Thurgau | CHF 1’000.– | CHF 2’000.– |
Waadt | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Zürich | CHF 1’000.– | CHF 1’500.– |
Zug | CHF 1’500.– | CHF 1’500.– |
Quelle: geak.ch (Stand Juli 2022)
Förderung für GEAK-basierte Sanierungen
Fördergelder bekommen Sie nicht nur für den Gebäudeenergieausweis, sondern auch für die Umsetzung der darin empfohlenen Massnahmen. Der GEAK- ist neben dem Minergie-Standard der zweite Standard für energetisch nachhaltiges Bauen, der in der Schweiz durch das «Gebäudeprogramm» des Bundes gefördert wird. Darüber hinaus gibt es viele kantonale Förderprogramme, die auf dem Gebäudeenergieausweis basieren. Ob und wie viel staatliche Unterstützung Sie für Ihr Vorhaben erhalten, erfahren Sie bei der zuständigen Stelle Ihres Kantons. Stellen Sie den Antrag auf jeden Fall vor Beginn der Arbeiten – im Nachhinein werden keine Gelder für Sanierungen gesprochen.
Ein wichtiges Kaufkriterium
Ziehen Sie bei einem Hauskauf unbedingt den GEAK in die Entscheidung mit ein. Er gibt Ihnen Auskunft über den energetischen Zustand, den allfälligen Sanierungs- und künftigen Energiebedarf Ihres Wunschobjekts. Allerdings sind Sie dabei auf den aktuellen Besitzer angewiesen – nur er kann eine Bewertung vornehmen lassen. Bei Fragen dazu helfen Ihnen auch unsere Fachexpert:innen weiter.
FAQ
Wer steht hinter dem Gebäudeenergieausweis?
Er ist ein Produkt des Vereins GEAK. Dieser besteht aus den Vorsteher:innen der kantonalen Departemente für Energiefragen. Er ist also kein staatliches, aber ein staatlich anerkanntes Instrument.
Muss ich als Hausbesitzer einen Gebäudeenergieausweis haben?
Nein, er ist freiwillig – mit ein paar Ausnahmen: In den Kantonen FR, NE und VD gibt es eine GEAK-Pflicht bei Handänderungen. In einigen Kantonen ist er für den Erhalt von Fördergeldern obligatorisch. Für Förderbeträge von über CHF 10’000.– aus dem Gebäudeprogramm des Bundes ist zudem ein GEAK Plus Pflicht.
Wie lange ist ein GEAK (Plus) gültig?
Beide Varianten sind 10 Jahre gültig.
Was ist eine Wärmebrücke?
Eine Wärmebrücke (umgangssprachlich auch Kältebrücke genannt) ist ein Gebäudehüllen-Bereich, durch den (Heizungs-)Wärme leicht nach aussen gelangen kann, sei es wegen schlechter Dämmung oder wegen eines Schadens. Diese Bereiche kühlen schneller und stärker aus als der Rest der Gebäudehülle. Das kann zur Folge haben, dass die Raumluft an diesen kalten Stellen kondensiert und wegen der Feuchtigkeit Schimmel entsteht.
Was ist der Minergie-Standard?
Minergie ist wie der Gebäudeenergieausweis ein Schweizer Baustandard respektive Label für neue und modernisierte Gebäude. Minergie-Bauten decken einen maximalen Anteil ihres (sehr geringen) Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen ab und weisen unter anderem eine hochwertige Gebäudehülle, eine systematische Lufterneuerung und einen überdurchschnittlich starken Hitzeschutz auf.
Welche GEAK-Klasse hat ein Minergie-Gebäude?
Die Bewertungen und Anforderungen der beiden Labels sind unterschiedlich und lassen sich nicht ohne Weiteres ineinander übersetzen. Grundsätzlich entspricht eine Modernisierung nach Minergie-Standard aber mindestens der GEAK-Klasse B/C/A und Minergie-Neubauten mindestens der Klasse B/B/A. Die Umkehrungen dieser Aussagen gelten aber nicht unbedingt: Eine B/C/A-Klassierung entspricht nicht automatisch dem Minergie-Standard.